«Der beste Abfall ist derjenige, der erst gar nicht anfällt.»

In Kürze

Auch in diesem Jahr ermittelten die Redaktionen von BILANZ und Le Temps gemeinsam mit den Marktforscherinnen und -forschern von Statista die besonders klimabewussten Unternehmen der Schweiz. Bei der Veröffentlichung des Rankings am 25. Februar 2022 wurde Elsa als «klimabewusstes Schweizer Unternehmen» gelistet und landete in den Top 15 der Gesamtwertung. In der Kategorie «Lebensmittel und Tabak» belegt das Unternehmen sogar den ersten Platz.

Michael Hugentobler, Leiter Nachhaltigkeit der Elsa-Mifroma Gruppe, hat sich bereit erklärt, uns einen Einblick in seine Aufgaben zu gewähren und sich zu diesem Ergebnis – dem Lohn beharrlicher Arbeit – zu äussern.

 

.M: Michael, bitte stellen Sie sich kurz vor.

M. H.: Ich bin 41 und lebe seit fast 20 Jahren in Lausanne. Mein Studium hat mich in die Westschweiz geführt und ich mag die Menschen, die Region und die romanische Kultur sehr gern. Mein beruflicher Werdegang ist untypisch: Nach dem Studium an der ETHL arbeitete ich knapp 10 Jahre in der Uhrenindustrie. Kurz vor meinem 40. Geburtstag verspürte ich den Wunsch nach einer radikalen Veränderung und einer Arbeit, die meinen persönlichen Überzeugungen entspricht: Lösungen zu entwickeln, die der Umwelt und der Wirtschaft zugutekommen. Im April 2021 habe ich bei der Migros-Gruppe als Leiter Nachhaltigkeit für das Segment 2 angefangen.

 

Wie sieht die Arbeit eines Leiters Nachhaltigkeit bei einer Eigenindustrie konkret aus?

Er muss sicherstellen, dass die Ziele, die wir uns gesetzt haben, erreicht werden. Nachhaltigkeit ist ein sehr breit gefächertes Gebiet und reicht von der Rohstoffbeschaffung (Tierwohl) über die Entwicklung ökologischer Verpackungen und die Abfallreduzierung bis hin zu den Bedingungen für die Mitarbeitenden – kurz gesagt brauche ich multidisziplinäre Teams, um diese Ziele erreichen zu können. Ich verstehe mich als Koordinator und Motivator für die verschiedenen verantwortlichen Personen und bin manchmal auch derjenige, der einfordern muss. Miteinander zu sprechen und Kompromisse zu finden, ist für eine effiziente, rentable und nachhaltige Produktion von entscheidender Bedeutung.

 

Elsa landete bei den nachhaltigen Unternehmen in ihrer Kategorie auf dem Spitzenplatz. Hat Sie dieses Ergebnis überrascht?

Diese Platzierung hat mich mit Stolz erfüllt, aber nicht überrascht. Seit meinem Eintritt vor einem knappen Jahr stelle ich täglich fest, wie sehr sich die Mitarbeitenden engagieren und welch hohen Stellenwert das Thema Ökologie bei ihnen hat. Diese Auszeichnung zeugt auch von der Arbeit in der Vergangenheit: Man wird nicht über Nacht das nachhaltigste Unternehmen in seinem Bereich. Dafür braucht es einen langen Atem und ich möchte vor allem auch meinem Vorgänger Daniel Schilliger danken.

 

Auf welche Erfolge dürfen wir besonders stolz sein?

Hier kommt mir der Holzkessel in den Sinn; die Nutzung erneuerbarer Ressourcen steht im Zentrum eines nachhaltigen Betriebs. Bäume wachsen nach – Heizöl wird nicht neu gebildet (beziehungsweise sehr viel langsamer). Bei dieser Gelegenheit möchte ich daran erinnern, dass dies auch für Ihr Zuhause gilt: Suchen Sie nach einer nachhaltigen Alternative zum Heizöl, wenn Ihre Heizung ersetzt werden muss.

Ein weiteres Beispiel ist die Abfalltrennung bei Elsa: Das von den Lernenden durchgeführte Projekt führte zu einer deutlichen Reduktion der zu verbrennenden Abfälle. Wir trennen heute bereits sehr viel, aber wir können noch besser werden. Der beste Abfall ist derjenige, der erst gar nicht anfällt.

 

Welchen Herausforderungen sieht sich die Elsa-Mifroma Gruppe im Bereich Nachhaltigkeit künftig gegenüber?

Bis anhin hat Elsa Massnahmen innerhalb des Unternehmens ergriffen, etwa die Senkung der Emissionen und des Energiebedarfs bei der Herstellung unserer Produkte. Nun gilt es, die Emissionen entlang der gesamten Lieferkette zu betrachten, insbesondere die Treibhausgasemissionen bei der Milchproduktion. Elsa und Migros müssen gemeinsam mit den Milchproduzenten Lösungen finden, um diese Emissionen zu reduzieren.

 

Wie läuft die Koordination mit den anderen Unternehmen der Migros-Gruppe? Haben Sie gemeinsam Ziele?

Die Ziele der Migros-Gruppe wurden in allen Einheiten definiert und harmonisiert. Auf MIND-Ebene muss jedes Segment die gleichen Ziele erreichen. Hinzu kommen weitergehende Ziele wie etwa ökologische Verpackungen; MGB und die Migros-Gruppe verfolgen die gleichen Ziele, was für mein Dafürhalten unabdingbar ist, damit unser Vorhaben gelingt. Die Leiterinnen und Leiter NH der verschiedenen Segmente tauschen sich regelmässig aus. Ziel ist es, die «Best Practices» zu teilen und von diesen zu profitieren. Es ist nicht sinnvoll, wenn jeder für sich das Rad neu erfindet!

 

Viele Unternehmen streichen die Nachhaltigkeit in ihrer Kommunikation heraus. Wie lässt sich konkretes Engagement von «Greenwashing» unterscheiden?

Es ist in der Tat schwierig, nicht in die «Greenwashing»-Falle zu tappen. Meines Erachtens brauchen wir eine ehrliche und faire Kommunikation. Es dürfen vor allem keine Halbwahrheiten behauptet werden und es gilt, auch die verbesserungswürdigen Punkte anzusprechen. Angesichts des Umfangs dieser Aufgabe bescheiden zu bleiben, trägt ebenfalls zur Glaubwürdigkeit bei.

 

Möchten Sie Ihren Kolleginnen und Kollegen noch etwas mitteilen?

Herzlichen Dank für eure täglichen Anstrengungen! Macht so weiter und traut euch, Vorschläge zu machen. Wir brauchen euren Input. Der Weg ist noch lang, aber ich bin sehr optimistisch, dass unser Vorhaben gelingen wird.