Anfang April 2024 war es für Celso Fernandes so weit: Er hielt den Eidg. Fachausweis als Betriebsleiter Fleischwirtschaft in den Händen. Erfolgreicher Abschluss seiner Weiterbildung, die eineinhalb Jahre gedauert hat, mit Gesamtnote 4.9 – das Vertiefungsmodul im Bereich «Produktion» konnte er gar mit einer Note von 5.5 abschliessen.
Mit 19 Jahren von Madeira in die Schweiz
Dieser Abschluss bedeutet für Celso einen weiteren «Etappensieg» seines beruflichen Werdegangs bei der Micarna. Der gebürtige Portugiese ist in Madeira aufgewachsen und kam erst im Alter von 19 Jahren in die Schweiz. Er arbeitete zuerst viele Jahre als Küchenhilfe, bevor er im September 2009 in der Rinderzerlegerei der Micarna in Courtepin eine Anstellung fand. In der Folge behauptete er sich sechs Jahre lang an der Produktionslinie und danach elf Jahre als Linienmanagerin im Feinschnitt. Während dieser Zeit absolvierte er im Alter von 37 Jahren, zwischen 2015 und 2018, eine dreijährige Lehre zum Fleischfachmann nach Art. 32 (Berufsbildungsverordnung; Ausbildung für Erwachsene). Sein Talent als Metzger bewies er zudem mit dem Gewinn der Schweizer Meisterschaften im Ausbeinen 2017. Seine Berufung hatte er also gefunden.
«Mit 43 Jahren eine Weiterbildung zu beginnen, ist eine Herausforderung»
Nach zwei Jahren als stellvertretender Leiter im Micarna Shop in Courtepin, wechselte Celso 2020 in die Berufsbildung für Fleischfachberufe an der Seite von Sébastien Derron, Leiter BB Fleischberufe West. Zwei Jahre später entschied er sich, motiviert durch seinen Vorgesetzten und die Berufsbildung, den Diplomlehrgang als Betriebsleiter Fleischwirtschaft anzugehen. Was wiederum bedeutete, einen Tag pro Woche für den beruflichen Unterricht zu investieren und zusätzlich je 2 Wochen für die Module Pökeln, Wurstherstellung, Vieheinkaut und Produktentwicklung. «Es ist nicht einfach, mit 43 Jahren als dreifacher Vater eine Weiterbildung anzugehen», sagt Celso. Eine zusätzliche Herausforderung stellte für ihn die Sprache dar, habe er doch seine Schulzeit nicht in der Schweiz absolviert. Und ab 40 Jahren müssten auch die schon „leicht ergrauten Gehirnzellen“ wieder auf Vordermann gebracht werden. Doch er habe es geschafft – und darauf darf er zurecht stolz sein. «Ich bin der Micarna SA und allen Personen, die an meinem beruflichen Werdegang und meiner Entwicklung beteiligt waren, äusserst dankbar», hält er dankend fest.
«Wir wussten, dass Celso es packen kann – und haben ihn gefördert»
Auch Laurent Remy, Leiter Berufsbildung, ist erfreut über den Erfolg von Celso und gleichzeitig stolz, ihn auf seinem Werdegang zusammen mit Sebastien Derron begleitet zu haben. «Wir wussten, dass Celso die Voraussetzungen besitzt und diese Herausforderung packen kann.» Zudem habe er mit der Lernenden-Metzgerei das richtige Setting gehabt, um das Metzgerhandwerk zu üben und weiterentwickeln zu können. « Es ist wichtig, Mitarbeitende, die Interesse zeigen, Talent haben und den Wunsch zu wachsen, aktiv zu unterstützen und zu fördern», insbesondere in der heutigen Zeit, in der es immer weniger Fachleute mit spezifischem Fachwissen im Bereich Fleisch und Fleischverarbeitung gebe, hält Laurent fest. « Celso begann seine Karriere bei uns ganz von Grund auf und hat nun die zweithöchste Qualifikation im Fleischbereich in der gesamten Schweiz erreicht.»
Der Werdegang von Celso Fernandes verdeutlicht in eindrücklicher Weise «Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg» – vorausgesetzt, dieser Wille wird auch entsprechend gefördert.